Eine wirklich unglaubliche und sogleich sensationelle Leistung vollbrachten unsere bei Ultraläufer beim 48h Lauf in Gols!
Gerald Kny wurde mit 304,28km als Gesamt Dritter abgewunken! Eine tolle Leistung, erst acht Österreicher schafften mehr Kilometer in zwei Tagen!
Georg Schmidthaler beendete nach 185km das Rennen frühzeitig, belegte aber immerhin noch Platz fünf in der M50!
Hier der (schmerzvolle) Bericht von Gerald...
Hallo zusammen,
Als ich 2014, am 06.Juli meinen 1. 24-Stundenlauf beendet hatte, habe ich zu mir gesagt "nie wieder" denn das ist einfach unendlich lang. Aber als ich nach einen weitern 24 Stundenlauf, und einen Non-Stop-Lauf über 218 km, noch einmal steigern wollte, blieb ja nur noch der 48 Stundenlauf in Gols über.
Meine Betreuerin vom ARAB, Melanie, hatte mir ja bereits fix zugesagt, mich auch bei diesem Event zu unterstützen. Georg entschloss sich auch noch an den Start zu gehen. Mit einem gemieteten Wohnmobil starteten wir drei am Freitag um 06:00 nach Gols. Den Standplatz hatte am Vorabend schon Heinz Ressar vorbereitetund so konnten wir ohne Verzögerung, direkt den Platz ansteuern. Rasch war alles aufgebaut und vorbereitet, und so konnten wir pünktlich an der Läuferbesprechung teilnehmen.
Um 10:00 erfolgte der Startschuss und das Feld aus 26 Läufern setzte sich in Bewegung. Karin Sperrer vom LG-Kirchdorf war auch am Start. Der Krimi begann. Schon nach 36 Minuten bekam ich Probleme mit meinen linken Fuß. Es entstand wieder dieses taube, sehr schmerzhafte Gefühl, das ich leider aus der Vergangenheit schon kannte. Die Schmerzen wurden über die Stunden immer stärker, und ich konnte phasenweise gar nicht mehr richtig aufsteigen. Melanie hatte alle Hände voll damit zu tun, um mich überhauptirgendwie am laufen zu halten.
Die Hitze machte dem ganzen Teilnehmerfeld stark zu schaffen, und auch ich hatte massive Probleme mit dem Magen. So entschloss ich mich schon nach 83 km die erste Schlafpause einzulegen. Georg leidete auch unter der Hitze und wusste schon gar nicht mehr was er noch alles trinken sollte um den Durst zu bekämpfen. Nach der ersten Pause kamen meine Magen und Fußprobleme, rasch zurück, und ich quälte mich bis zur nächste kurzen Schlafpause. Georg kämpfte einstweilen mit Blasen und Knieproblemen. Das Knie konnte fachmännisch, von Melanie, mit Tape relativ gut unter Kontrolle gebracht werden. Nach dem heißen Tag folgte die wirklich bitter kalte Nacht (+4). Wir waren alle froh, als uns die ersten Sonnenstrahlen auf der Strecke wieder wärmten.
Um 10:00 startete zu unserer Abwechslung der 6-Stundenlauf. Nach einer weiteren kurzen Schlafpause kam ich gut ins Laufen und machte richtig Kilometer. Um 21:30 kam auch noch Roland zu unserer Unterstützung. Die hatte ich zu diesem Zeitpunk wirklich bitter nötig, denn es war schon lange aus mit lustig. Georg überlegte den Bewerb zu beenden, ich wollte auf alle Fälle die Nacht durchlaufen, denn jetzt waren die 300 km in Reichweite.
Melanie, Roland, und Georg machten es sich im beheizten Wohnmobil gemütlich, und ich humpelte einsam meine Runden. Nachdem ich 12 Stunden für die letzten 50 km Zeit hatte, glaubte ich als erfahrener Ultraläufer, dass dies mit Sicherheit kein Problem darstellen würde. Natürlich wurde ich eines besseren belehrt. Als meine Kilometerzeiten auf 13:30 hoch schnellten, sah ich ein, dass ich dringend noch eine Pause benötigte. Komplett am Ende, bat ich Melanie, mich nach 1 Stunde 15 wieder aufzuwecken. An Schlaf war vor lauter Schmerzen fast nicht zu denken. Als dann auch noch ein kräftiges Gewitter über Gols hereinbrach war die Geräuschkulisse dem entsprechend hoch. Der Regen war so stark, dass ich mir die Wettkampkleidung auszog und es mir gemütlich machte, denn bei diesen Bedingungen wollte ich nicht weiter laufen. Am Schlag hörte der Regen auf, ich raffte mich auf, zog mich wieder an, und tauschte das wohlig warme Bett gegen die wieder sehr kalte Nacht.
Langsam begann ich wieder zu gehen und probierte immer wieder einmal zu laufen. Mein Kreislauf war am Boden, und obwohl ich alles angezogen hatte, was mir zur Verfügung stand, war mir richtig saukalt, ich schlotterte am ganzen Körper und wartete sehnsüchtig auf die ersten Sonnenstrahlen. Leider war an laufen nicht mehr zu denken, praktisch unmöglich und ein, zu diesem Zeitpunkt, sehr starker Wind machte das alles noch viel unerträglicher. Nun war ich jede Runde am rechnen, ob sich mein Unterfangen, die 300Km Marke zu knacken, noch irgendwie ausgehen könnte. Jetzt wurde ich wieder um eine Erfahrung reicher. "Es kann wirklich ein Problem sein die Kilometerzeit unter 12 Minuten zu halten".
Nach und nach kehrte das Leben am Veranstaltungsgelände zurück. Melanie war die erste auf, und unterstützte mich sofort wieder, vor allem mental. Nun erfuhr ich auch, dass Georg den Bewerb beendete, was natürlich für mich auch ein Rückschlag war. Endlich beendete auch Roland die Nachtruhe. Er musste mir dringend helfen die Kilometerzeiten hoch zu rechnen, denn egal was ich zu diesem Zeitpunkt ausrechnete, war irgendwie falsch. Die Ansage für die letzten 3 1/2 Stunden war einen Schnitt von unter 12:00 zu halten. Hört sich relativ einfach an, war aber immer wieder ein richtiges Problem.
Abwechselnd begleitete mich Melanie und Roland für eine Runde und so gelang es den Schnitt auf ca. 10:15 zu drücken. Über die Runden, konnte ich immer mehr Zeitpolster aufbauen und irgendwann war es endlich auch mir klar, dass die 300 km fallen würden. Nach einer gefühlten Ewigkeit überschritt ich gemeinsam mit Melanie die Zeitmatte und die 300 Kilometer waren erreicht. Jetzt waren aber fast noch 40 Minuten über und so beschlossen wir noch eine Runde anzuhängen.
Im Start-Ziel Gelände herrschte absolute Stimmung, und meine Ankündigung, den Bewerb jetzt zu beenden, wurde absolut ignoriert. Das Publikum und der Sprecher peitschten mich in die nächste Runde. Jetzt ignorierte ich meine Schmerzen und begann wieder zu laufen. Natürlich ging sich dann noch eine Runde aus.
Mit 304,227 Kilometer beendete ich überglücklich den Bewerb. Auch Georg war mit seinen 185 zurückgelegten Kilometern absolut glücklich. (Georg Platz 14/ und ich Platz 3)
Eine wirklich gut organisierte Veranstaltung. Besonders zu erwähnen ist, dass sich das Veranstalterteam, wirklich zu jeder Zeit bemüht hat, den Läufern Ihre Wünsche zu erfüllen. Verpflegungstechnisch natürlich. Gemeinsam genossen wir noch die Siegerehrung und machten uns auf die Heimreise.
sportliche Grüße,
ein paar fast normale Ultraläufer
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Gerald (Dienstag, 05 Januar 2016 15:59)
Es gibt Dinge die ein Ultraläufer einfach machen will, zB die Ultralauftage in Gols genießen. Melanie meine Betreuerin von ARAB, hat mir für diesen Bewerb schon fix zugesagt. Also werde ich wieder bestens versorgt. Der wahre Ultraläufer Georg ist auch am Start. Gemeinsam werden die 48-Stunden wie im Flug vergehen. (vielleicht)
Georg (Dienstag, 12 April 2016 21:51)
Werde das mal probieren.
Hosi (Montag, 09 Mai 2016 12:58)
"Gänsehautbericht"
Melanie Ebner (Samstag, 11 Juni 2016 19:23)
Es war der Wahnsinn - eigentlich fehlen mir dazu die Worte, denn für viele ist dies Unvorstellbar!!!
Als mich Gerald fragte, ob ich wieder mit dabei sein möchte, war´s für mich ganz klar: Natürlich!
Ich liebe Herausforderungen. 48 Stunden im Kreis zu laufen, die Schmerzen dabei zu ertragen und nicht auf zu geben war die von Gerald, einem fast normalen Ultraläufer.
Die Herausforderung für mich war dafür zu sorgen, dass Gerald seine Runden Kilometer für Kilometer ablaufen kann und das 48 Stunden lang.
In seinem Bericht konnte man lesen wie schmerzhaft so mancher Km war, ich habe es miterlebt! Viele Läufer haben abgebrochen, Gerald hielt durch – er gewinnt meinen absoluten Respekt!!!!!!!
Dass auch ich an meine körperlichen Grenzen komme hätte ich anfangs nicht gedacht. Die Hitze am Tag, dann die verdammt kalte Nacht, folgend wieder gefühlte 40 Grad am Tag, war ich in der letzten Nacht doch schon ziemlich k.o.
Während Gerald´s Schmerzen und das Unwetter ihn vom Schlafen abhielt, stellte ich den Wecker um eine Stunde zu schlafen. Aus einer Stunde wurden drei, da ich das Läuten meines Weckers nicht mitbekommen habe.
Nach meinem Erholungsschlaf sprang ich aus dem echt tollen Wohnmobil und machte mich mit einem kleinen „schlechten Gewissen“ auf die Suche nach meinem Läufer.
Ich fand ihn auch, er sah aber nicht mehr besonders gut aus! (sorry Gerry! :-p )
Die letzten paar Stunden waren wirklich hart, mit seiner Befürchtung, die 300 Km nicht schaffen zu können. Roland und mir war es aber klar, dass sich das ausgeht. Gerald kämpfte.
Die letzten paar Stunden sind angebrochen und Gerald läuft plötzlich wieder!!!
Mit dem Wissen, dass ich Gerald NICHT gedoped habe und ich doch noch klar denken konnte, war ich wirklich überrascht!
Endlich – 300 Km!!!!!! Doch Gerald läuft weiter. (Weil 301 Km wären schon geil, meinte er)
301 Km - Gerald läuft weiter. (Einer geht sich auch noch aus, sagt er)
302 Km – Gerald läuft weiter. (Der ist doch verrückt, oder? …sagte ich zu Roland)
303 Km – Gerald läuft weiter.
Bei vielen Läufern konnte man sehen, wie sich der Bewegungsapparat gegen diese Belastungen wehrte, Gerald ließ sich optisch nichts ankennen.
304 Km – Gerald läuft weiter, bis zum Platz unseres Wohnmobiles und genoss im Liegestuhl mit einem Red Bull in der Hand den Zielton, der nach wenigen Sekunden ertönte.
Gerald´s Fazit: Das macht er nie wieder!
Aber kann man einem Verrückten glauben?
Ich wär auf jeden Fall wieder dabei!!!
Noch drei Tage danach hatte ich noch was davon: In jeder Nacht wachte ich auf, war total geschockt dass ich eingeschlafen bin, denn ich muss ja raus auf die Strecke und dafür sorgen, dass bei Gerald alles läuft.
Danke für dieses Erlebnis!
Sportliche Grüße
Melanie :-)