6 Day Race World Trophy

Den mit Abstand längsten Lauf seines Lebens absolvierte Gerald Kny bei der 6 Days Race World Trophy am Plattensee in Ungarn. 

 

Die besten Ultraläufer der Welt treffen sich jedes Jahr am Balaton um sechs Tage lang zu laufen und möglichst viele Kilometer zu sammeln. Fast 100 Teilnehmer aus 26 Nationen stellten sich heuer der Herausforderung. Mit Gerald Kny war erstmals einer unserer Läufer bei dieser Challenge mit dabei.

 

Leider war das Wetter ein Spielverderber und somit auch die größte Herausforderung! Dauerregen, Wind und eisige Kälte machten Gerald während der gesamten Veranstaltung schwer zu schaffen.

 

Trotzdem kämpfte er sich immer weiter, lief im Schnitt jeden Tag 89km und wurde mit unglaublichen 534km am Ende als 38. bester Österreicher und toller Dritter der M50 Altersklasse!

 

Hier der Bericht von Gerald...

Hallo zusammen,

diesmal stand mein mit Abstand längster Ultralauf am Programm. Die „EMU 6 Day Race World Trophy“ in Ungarn, wurde zum 9. Mal in Balatonfüred/Plattensee ausgetragen.

 

Bei dieser Veranstaltung treffen sich die besten Ultraläufer der Welt, genauer gesagt es waren Läufer aus 26 Nationen am Start. Nicht nur aus Europa sondern auch aus Südafrika, Australien, Japan, USA, Uruguay und Argentinien.

Die Anreise erfolgte am Vortag. Ein Bungalowpark, direkt am Plattensee, war für das Rennen reserviert. Meine langjährige Masseurin Nicole begleitete mich bei dieser Herausforderung.

Am Abend bezogen wir unseren gut ausgestatteten Bungalow, der direkt an der Laufstrecke lag. Danach erkundeten wir noch die Laufstrecke und die Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung. 300 Meter entfernt gab es einen gut ausgestatteten Sparmarkt. Demnach waren wir auf der sicheren Seite, falls wir noch etwas benötigen sollte.

 

Die 1. Nacht war leider nicht sehr erholsam, denn direkt neben dem Areal war ein großes Krankenhaus und so wurden wir öfters von den Sirenen der Rettungswagen und dem Lärm des Notarzthubschraubers  aufgeweckt.

 

Tag 1

Der Start war erst um 12:00 und so hatten wir noch genügend Zeit, die Verpflegung und Getränkemischungen vorzubereiten. Der Wetterbericht sagte leider viel Wind und Regen für die kommenden Tage. Kurz vor dem Start zog ein Sturm auf und es begann zu regnen. Als es endlich los ging, war meine Stimmung schon am Boden, denn es war kalt und nass. Nach zwei Stunden legte ich schon eine kurze Pause ein. Das Wetter wurde etwas besser und mit meiner Stimmung ging es steil nach oben. Die Stunden vergingen und ich war gut unterwegs. Nicole war auch bald auf meine Bedürfnisse eingespielt und unser kleines Team begann immer besser zu funktionieren. Als Nicole um Mitternacht schlafen ging, war ich noch guter Dinge und wollte bis 04:00 durchlaufen. Leider wurde es immer kälter und der starke Wind hatten zur Folge, dass ich komplett auskühlte. Ich entschloss mich viel zu spät eine Pause einzulegen und so war ich steif wie ein Brett, als ich in den Bungalow kam. Diesen Fehler sollte ich später noch bitter bereuen.

 

Tag 2

Die Nachtruhe war kurz, nur 4 Stunden, die Stimmung am Boden, denn es schüttete wieder und der Wind tobte noch immer. Aber ich setzte mich wieder in Bewegung und nach 3 gegangenen Runden, begann ich wieder zu traben. Das Wetter wurde immer freundlicher und meine Stimmung hob sich. Leider spielte mein Rücken nicht mit und ich lief absolut unrund. Mit der Sonne und zunehmender Wärme wurde ich immer lockerer und konnte wieder ganz gut laufen. Bestens versorgt von Nicole, kam ich richtig in die Gänge, bis mich schon nach kurzer Zeit meine Gesäßmuskulatur wieder stoppte. Jeder Belastungswechsel war mit starken Schmerzen verbunden. Die Rückenmassage war sehr hilfreich, aber für die Gesäßmuskulatur, machte das Massieren und Dehnen die Probleme noch schlimmer, so wurde jeder Kilometer zur Qual. Hilfreich wäre sicher eine länger Pause gewesen, die vergönnte ich mir aber nicht. Ich lief wieder bis in den Abend hinein und entschloss mich viel früher aufzuhören, um der nach Sonnenuntergang einsetzenden Kälte zu entgehen. Diesmal begaben wir uns gemeinsam zur Nachtruhe, nur meine sollte viel früher enden.

 

Tag 3

Um 05:00 begann ich mich anzuziehen. Alles an mir sträubte sich das Bett zu verlassen, denn es regnete wieder stark und der Wind war wieder unser ständiger Begleiter. Meine Bewunderung galt den Läufern/innen, die mit diesen Bedingungen anscheinend gut umgehen konnten, für mich war es mittlerweile der blanke Horror. Gerade einmal zwei Stunden war ich auf der Strecke, bis ich wieder das warme trockene Bett aufsuchte. Mir ging schon der Schmäh aus, wie ich mich noch motivieren sollte. Nicole probierte mich ständig aufzumuntern, was ihr leider zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr gelang. Nach ca. 2.Stunden quälte ich mich wieder auf die Strecke und begann wieder Kilometer zu sammeln. Es war sehr mühsam, aber mittlerweile war das Wetter ein bisschen besser und meine Stimmung stieg wieder. Bedauerlicherweise war das wichtigste Gesprächsthema der Läufer, das kommende Wetter, denn es sollte noch kälter werden und ganztägig stark regnen. Meine Motivation viel wieder ins bodenlose und auch Nicole gelang es nicht mehr, mich auch nur ansatzweise, aufzumuntern. Aber, wir schmiedeten einen neuen Plan! Ganz viel essen, bald schlafen gehen, um nächsten Tag fit und mit stabilem Kreislauf, dem Unwetter zu trotzen. Um 21:30 hörte ich auf, denn der Sturm wurde immer stärker. Ich bekam eine große Portion Nudeln, eine Massage und ein kaltes Fußbad, da meine Füße immer mehr anschwollen. Nach 2 Stunden schlafen, gab es die nächste Portion Nudeln, und gleich wieder ab ins Bett.

 

Tag 4

Um 05:30 wurde ich munter, es regnete nur noch ganz leicht und es schaute etwas freundlicher aus. Der Sturm hatte sich zum Glück in der Nacht ausgetobt. Bei fast angenehmen Temperaturen kam ich immer besser ins Laufen und ich hatte wieder richtig Freude. Erst um 13:30 legte ich eine kurze Pause ein, um danach gleich wieder weiter zu laufen. Die Runde bestand für mich aus zwei Teilen, ca. 300 Meter gehen und den Rest laufen. Heute waren wir richtig gut drauf und hatten, auch wenn man sich das nur schwer vorstellen kann, wieder richtig Spaß. Ich wollte bis mindesten Mitternacht durchlaufen, aber leider wurde es ab 20:00 wieder bitter kalt und mein Kreislauf spielte nicht mehr mit, so dass ich wieder viel früher aufhörte und Nudeln in mich hineinstopfte. Gut gelaunt und bestens umsorgt mit Massage, Fußbad und Essen ans Bett, begann ich zu schlafen.

 

Tag 5

Voll motiviert startete ich um 06:00. Mit der Vorfreude auf Ulla, die heute mit Nicoles Mann, zur weiteren Unterstützung, anreisten. Die Stunden verflogen und kurz nach Mittag waren die beiden bei uns. Fleißig spulte ich Runde um Runde runter und hatte mittlerweile auch schon eine für mich unglaubliche Km-Anzahl erreicht. Wir 4 hatten viel Spaß, vor allem wegen mir, wenn ich nach kurzen Pausen wieder irgendwie los humpelte.  Gefühlsmäßig wollte ich wieder bis Mitternacht laufen, aber durch den dauernden Schlafentzug spielte mein Kreislauf schon um 19:30 nicht mehr mit, ich kühlte wieder schlagartig aus, und ich beendete somit diesen Lauftag, jedoch mit der Vorfreude auf mindestens 500Km und Rang 3 in der Altersklasse.

                                                                                                                        

Tag 6

Die Füße bedenklich angeschwollen, aber motiviert, setzte ich mich in Bewegung. Es ging ganz gut. Mein Team stand mir zur Seite und auf einmal, nach unendlichen 142 Stunden, hatte ich gerade einmal noch 120 Minuten vor mir. Überglücklich begann ich mit unserer Nationalflagge zu laufen, jetzt blieb ich nicht mehr stehen. Aber, wie so oft in den letzten Tagen, begann es wieder zu regnen. Als der Wind wieder heftiger wurde, zog ich mich ,schon vor der ersehnten Zielsirene, in den wohlig warmen Bungalow zurück.

 

Bin so glücklich, auch wenn ich mir viel mehr erwartet hätte. Vom Gefühl her weiß ich,  dass noch viel mehr möglich gewesen wäre. Aber, dass ich mich bei so einem absoluten Ultrabewerb, im Vergleich mit der Weltspitze, so gut platzieren würde, hätte ich nicht zu träumen gewagt. 533,848 Km und Rang 3 ins Ziel gebracht, kann ich fast selbst noch nicht glauben.

Danke auch, den vielen Unterstützern von den WhatsApp-Gruppen. Die aufmunternden und anfeuernden Worte haben mir immer wieder geholfen.

 

Mein größter Dank gilt Nicole Ott, die so viele Stunden für mich gesorgt hat. Leider hat auch sie unter diesen schlechten Wetterbedingungen gelitten, denn sie bekam schon fast einen Lagerkoller.

Zum Glück für mich, hat sie trotz Allergie und einem Sturz auf der Terrasse, als sie mir nachlaufen wollte, ihre gute Laune nie verloren. Ein großer Anteil an diesem Erfolg gebührt ihr.

 

Bis bald eure

 

Ultrawade.

Hier findest du alle Ergebnisse

 

Viele tolle Bilder findest du in unserer Bildergalerie!

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Kommentare: 1
  • #1

    Gerald (Freitag, 01 Februar 2019 08:55)

    Versuche mich einmal über die ultimative Landistanz, bin schon neugierig was dabei raus kommt.